Die Keltenzeit (Latenezeit) ( Um 500 v. Chr.)

Eine erste systematische Besiedelung des südlichen Donauraumes setzte um 500 v.Chr. durch das Volk der Kelten ein. Nach der großen Ausgrabungsstätte La Tene in der Schweiz wird diese Zeit auch die Latene-Kultur genannt. Die Kelten, ein Völkergemisch, dessen Urheimat die Oberläufe von Donau, Mosel unnd Rhein waren, gehörten zur indogermanischen Völkerfamilie, die einst aus dem asiatischen Raum, nämlich aus Indien nach Europa gekommen waren.

Sie waren ein tüchtiges Bauernvolk, das sich weite Teile des bayerischen Raumes nutzbar machte und allmählich vom Weidebetrieb auf den Ackerbau überging. Um trotz des rauhen Klimas eine Feldkultur unterhalten zu können, legten die Kelten sogenannte Hochäcker an. Dazu werden, parallel zueinander, Streifen im Erdbereich ausgehoben und der Aushub in die dazwischen liegenden Beete geworfen.
Im südlichen Donauraum, also in unserer Heimat, entstand durch die Kelten das Herrschaftsgebiet Vindelicia (Volksstamm der Vindeliker). Es reichte gegen Osten bis zum Inn, im Süden bis zu den Hochalpen Tirols, und im Westen bis zum Schwarzwald. Die nördliche Begrenzung bildete die Donau. Der Historiker Benno Hubensteiner beschreibt in seiner „Bayerischen Geschichte“ die Kelten als ein merkwürdig vielgesichtiges Volk, erregt und noch leichter erregbar, phantasievoll, hochfahrend und theatralisch. Die Adeligen, Ritter genannt, bildeten die erste soziale Schicht. Auf sie folgten die Druiden, das sind Priester, und diesen das einfache Volk. Bei feindlichen Überfällen führte der adelige Stammesfürst das gemeinsame Heer an. Die Gerichtsbarkeit war den Druiden vorbehalten. Allmonatlich einmal fand Volksgerichtstag statt. Die Gerichtsstätte befand sich meist in Waldlichtungen, Hainen genannt.

Über die Wohnweise der Kelten im bayerischen Raum schreibt der Historiker Friedrich Weber, daß sie in der frühen Besiedelungsphase wahrscheinlich in runden Hütten wohnten, die mit Stroh abgedeckt waren. Kastellartig angelegte Erdwerke von 60 bis 100 Meter Seitenlänge und vier Meter Höhe, die sogenannten Viereckschanzen, dienten bei Feindgefahr als Zufluchtstätte. Vorwiegend aber dienten sie als kultische Heiligtümer zur Ausübung der alten heidnischen Volksreligion, die vom Dasein der Götter, der Unsterblichkeit der Seele, und über Belohnung oder Strafe nach dem Tode lehrte. Die Reste einer keltischen Viereckschanze finden sich an der Bundesstraße nach Plattling, an der Bahn südlich von Loh.
In Straßkirchen sind die Spuren aus der Keltenzeit sehr zahlreich.

a) Aus einem Mädchengrab der ehemaligen Kiesgrube Radlbeck, Flur-Nr. 1026, wurden zwei einfache Armreifen und ein Bruchstück von einer Fibel (Sicherheitsnadel) aus der frühkeltischen Zeit geborgen. 
b) Beim Grundstück Bachstraße 15 (früher Josef Wolf, jetzt Lagerhaus Soethe), Flur-Nr. 886/3, wurde 1909 ein reich ausgestattetes Frauengrab freigelegt. Es enthielt einen Halsring mit Pufferenden, einen Armring, einen kleinen Ring mit zwei Fibeln aus Bronze, sowie einen Armreif, ebenfalls mit Fibeln und Bronzeaufsatz.
c) Auf dem Acker Josef Bugl, Bavariastraße 8, Flur-Nr. 882, legte man 1950 ein frühkeltisches Frauengrab mit Beigaben frei.
d) Im Gelände der ehemaligen Ziegelei Max Schrödinger, Flur-Nr. 1024, fand man ein keltisches Grab. 
e) Aus der spätkeltischen Zeit wurde auf dem Hausbreitenacker Rupert Krinner, Flur-Nr. 620 (Kiesweiher), eine Hüttenstelle von vier Meter Länge entdeckt. Schön und fein geformte Teile von Drehscheibenarbeiten und andere Scherben mit charakteristischen Strichverzierungen waren darunter, ferner eine Gewandstange aus Eisendraht. Zwei keramische Spinnwirbel mit gekerbtem Rand, und innerhalb der Hüttenstelle eine Herdplatte aus Ton, konnten sichergestellt werden.
f) Auch auf dem Heiglberg waren die Kelten seßhaft, wie spätkeltische Funde von Gefäßresten beweisen.

Quellen:
Dr. Joseph Keim, „Der Landkreis Straubing 1970“, S. 38f.
Hans Stangl, „Aus den Anfängen der ostbayerischen Heimat“, Straubinger Tagblatt vom 17.10.1975.