Krippe im Ratsfoyer-Fenster

Die Straßkirchner Künstlergemeinschaft möchte die Begeisterung für „Weihnachten“, aber auch für das kreative Gestalten, weitergeben. Das Betrachten der in mühevoller Kleinarbeit gestalteten Szenerien diente dazu um im Advent etwas zur Ruhe zu kommen und die Atmosphäre zu genießen. Hierdurch kann die Bevölkerung die „staade Zeit“ durch den Anblick bei Spaziergängen zu den Örtlichkeiten auf sich wirken lassen. Die weihnachtlichen Krippenszenerien in Großformat, aber auch in Kleinform, sind schön zu betrachten. Sie vermitteln trotz der Herausforderungen des
Alltags eine aufmunternde adventliche Stimmung. Am jetzigen zweiten Adventssonntag, 4. Dezember 2022, ist eine heimische Wurzelkrippe in der Gemeindeverwaltung am neuen Ratsfoyerfenster, Kirchplatz 7, anzuschauen.

Krippenbau – mehr als nur zur Weihnachtszeit

Eigentlich ist in der Advents- und Weihnachtszeit die „staade Zeit“ angebrochen. Viele Häuser verwandeln sich gerade im Advent zu wahren Schmuckstücken, ob mit Leuchtgirlanden oder sonstigen überdimensionalen Kunstwerken verziert, nichts ist verpönt, alles ist erlaubt. In manchen Wohnstraßen sind wahre „Lichtwunder“ mit Hirschen, kleinen Knusperhäuschen, aber auch mit alten Hauskrippen. Mit ausgefallenen Gestaltungselementen bringen manche Familie eine außergewöhnliche und frostig schöne Stimmung in die jeweiligen Straßenzüge. Viele Familien versetzen sich aber auch bewusst auf ganz eigene Art in besinnliche und festliche Stimmung. Was beispielsweise im Grödner Tal durch die größte handgeschnitzte Krippe der Welt, Schnitzmärkte und Ausstellungen passiert, gelingt auch im Kleinen im Gäuboden. In Niederbayern ist das Sammeln und Gestalten von Krippen ein altes Brauchtum. Die Krippentradition begann bereits im 17. Jahrhundert und erlebte eine Blüte im Barockzeitalter. Durch das Krippenverbot im Zeitalter der Aufklärung ging manche Krippe leider verloren. Vor allem seit 150 Jahren setzt eine starke Wiederbelebung des Krippenbaus und der Krippengestaltung ein. Sehenswerte Krippen binden die eigene Alltagswelt in filigranster Weise in den Aufbau ein. Bei der Straßkirchner Künstlergemeinschaft sind richtig passionierte Krippenbauer aktiv. Allein die Gestaltung eines einzigen Gebäudes kann oft mehrere Tage und teilweise ganz besondere Materialien -vor allem durch die aufwändige Holzbearbeitung- in Anspruch nehmen. Die besondere Note des Krippenbauens ist die künstlerische und malerische Gestaltung der Hintergrundwände und der Fassaden.

Nicht nur Eintagsprodukte

Denn Krippenbauen ist mehr als nur eine Beschäftigung für Dekorationszwecke in der Weihnachtszeit. Heutzutage steht eigenes Gestalten in starker Konkurrenz zu billigen Eintagsprodukten aus Fernost und verdrängt. Durch die vermehrte Kommerzialisierung und die Nähe der vielen Termine mit modernen Szenerien wie dem Halloweengespenst mit Kürbis und dem Heiligen Nikolaus als Weihnachtsmann mit knallroter Stupsnase tritt die traditionelle eigene Volkskunst gelegentlich ins Hintertreffen. Das Konzeptionieren, der Bau und das Aufstellen der Krippen haben trotzdem in manchen Familien lange Tradition, die weiter gepflegt wird. War die Krippenbautradition über viele Generationen bei manchen Familien heimisch, so ist sie heutzutage also keineswegs ausgestorben. Nicht nur im kalten Winter ist die Beschäftigung mit filigranen Arbeiten im Haus angesetzt. So war der Winter in der Vergangenheit oft die Zeit bei der gerade Familien aus ärmeren Gegenden Werkzeug, Spielzeug und Figuren für Märkte herstellten, so ist bei manchen heute das ganze Jahr Krippenbau angesagt. Mit großer Kunstfertigkeit werden aus den unterschiedlichsten Materialen, ob Wurzelwerk, altes Mobiliar oder Gebrauchsgut, Krippen gebaut. Es entsteht mit hoher Kunstfertigkeit und viel Zeit oft ein einzigartiges Meisterwerk. Die ausgestellte schlichte Wurzelkrippe zeigt, was man im Alltag in der heimischen Wohnung ohne jahrelange künstlerische Kleinarbeit, dann in der Adventszeit schrittweise mit Figuren ergänzen kann. Wie bei der ausgestellten Krippe ist hier das wesentliche, dass man sich beim Anblick an der Szenerie erfreut.

Franziskus erfand das erste Krippenspiel

Das erste Krippenspiel fand im umbrischen Greccio statt, als der Hl. Franz von Assisi 1223 die Heilige Nacht mit den einfachen Menschen des Tales feierte. Das franziskanische Krippenspiel in der Feier der Heiligen Nacht hat eine kirchliche Herausforderung: sie macht Gottes Zuwendung fern der traditionellen Liturgie in der Lebenswelt der Menschen spürbar. Ob als Gebetsandenken im alltäglichen Gebrauch oder als Ganzjahreskrippe in der ständigen Veränderung. Abbildungen und Weihnachtskrippen sind vielfach vorhanden und unterliegen dem Zeitgeschmack vor allem der permanenten Weiterentwicklung.

Wurzelkrippen

Jedermann weiß, was es bedeutet, wenn man bei ausgedehnten Wanderungen mit einem Rucksack voller Wurzeln nach Hause kommt um schöne Kunstwerke zu gestalten. Die heimische Garage wird wieder zur Werkstatt. Die Wurzeln werden im Sommer getrocknet, gereinigt, und im Herbst beginnt der „Rohbau“ der Krippe. Erst knapp vor dem Advent kommen das Moos und der für die Krippen typische Zaun und die passende Tierwelt dazu. Wurzelkrippen haben ein besonderes Flair. Es sind einfache Höhlen, liebevoll ausgelegt mit Moospolstern, und der einfache Zaun und kleine Holztierchen vermitteln das Gefühl von Heimatnähe. Die Geburt Jesu, nicht fern, sondern in deiner Nachbarschaft, so das Motto. Eine schöne Symbolik und mehr als nur ein Grund, um innezuhalten. Die hellen, farbigen Lichtlein vermitteln eine besondere Atmosphäre, welche beim genaueren Betrachten der Wurzelkrippe zum Verweilen einlädt. Bis zum 8. Januar 2023 ist die Weihnachtsszenerie täglich nach Einbruch der Dunkelheit bis 19 Uhr abends beleuchtet. Die Teilnehmer treffen sich am jeweiligen Tag des Adventsfenstergehens um 17 Uhr am Straßkirchner Dorfpavillion und gehen mit Laternen ausgestattet zum jeweiligen Adventsfenster. Die jeweils organisierende Familie gestaltet dann den Ablauf mit Gedichten oder Liedern ansprechend adventlich.

Foto – Familienkrippe2022.jpg:

Heimische Familienkrippen sind ein Beispiel für gelebtes Brauchtum, hier im Straßkirchner Ratsfoyerfenster steht nun eine schlichte Wurzelkrippe, die mit viel Liebe gestaltet ist.