Diesen Sonntag, 14. Oktober, öffneten insgesamt fast 180 bildende Künstlerinnen und Künstler aus Niederbayern ihre Ateliers für einen Tag der offenen Tür. Viele Besucher konnten am Ort des Schaffens die Künstlerinnen und Künstler, ihre Arbeitstechniken, ihre Ideen und ihre Werkstoffe kennenlernen und sich darüber austauschen. In Straßkirchen findet die Kunst besondere Beachtung und die beiden Künstlerinnen Madeleine Schollerer und Maria Thurner beteiligten sich bei der diesjährigen Aktion des Bezirks Niederbayern und des Berufsverbands Bildender Künstler.
Von Fernreisen inspiriert
Gerade für den Tag des offenen Ateliers in Niederbayern ist Madeleine Scholler schon seit Längerem engagiert und zeigt immer aktuelle Werke. Dieses Mal war in Madeleine Schollerers Atelier ein besonderer Blick hinter die Kulissen möglich. Die Künstlerin stellte ihre Werkräume und Arbeitstechniken vor. Unter Berücksichtigung der Hygieneregularien konnte die Bandbreite von „Formen der Natur“ bis hin zur „Ucycling-Kunst“ in Augenschein genommen werden. Aus alten Kartonagen wurden wunderbare arabische Städtelandschaften gestaltet. Aus den Impressionen von Fernreisen gespeist entstanden Collagen von Sand und Verpackungsmaterial, die nicht nur den Betrachter sondern auch die Künstlerin auf eine Zeitreise mitnehmen.
Im Jemen sind die zeitlosen Stadtlandschaften, aus der Flugzeugperspektive betrachtet, von besonderem Charme. Oft wird die jemenitische Städtebaukunst als zeitlos elegant beschrieben. Die Hochhäuser sind aus Holz und Lehm, und Wasser umfließt nur nach Fluten die „braun-tönigen“ Ensemble, welche vom Verkehrsflugzeug aus wie „braune Flecken“ in der Wüste aussehen. Einige Gebäude sind viele Stockwerke hoch, die meisten nur wenige Etagen mit teilweise hervorstechenden Kuppeldächern versehen.
Neben dem figürlichen Gestalten, sind auch Bildnisse ein Arbeitsschwerpunkt. Sie malt jedoch keine gewöhnlichen Bilder, sondern erschafft ihre Kunstwerke mit besonderen Materialien. Auch das Blätterwerk im Herbst hat es der Künstlerin angetan, besondere Blattformen mit Löchern sind an der weißen Atelierwand angeordnet und fangen den ersten Blick beim Atelierbesuch ein. Die Straßkirchener Künstlerin Madeleine Schollerer hat bereist überregionales Renomee. Sie ist auch Mitglied der Gemeinschaft Bildender Künstler Straubing (GBK). Zwei ihrer Werke wurden jüngst vom Haus der bay. Geschichte in Regensburg erworben. Ihr Ouevre ist schon mehrfach ausgezeichnet worden. Die Künstlerin hat 2004-2010 ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Hien – Bildhauerei und Installation – erfolgreich absolviert. 2009 erhielt sie den Examenspreis der Akademie der Bildenden Künste München für herausragende künstlerische Leistungen. Ihr wurde auch 2010 der Straubinger Kulturförderpreis zuerkannt. Viele wichtige Ausstellungen konnte sie bereits mit Werken mit einer umfangreichen Bandbreite bedienen und gerade ihre Gäubodenvolksfestkrüge sind eine besondere Zierde bei den Kunstliebhabern.
Die Literatur schafft auch Inspiration für die Kunst
Schon beim Betreten des Vorgartens der überregional bekannten Straßkirchner Künstlerin Maria Thurner erkennt man, dass der Kreativität und Schaffenskraft fast keine Grenzen gesetzt sind. Die Künstlerin ist rastlos aktiv und schafft sich Freiräume ihren Hobbys nachzugehen. Die 80-Jährige verbringt viele Stunden am Tag in ihrem kleinen Atelier und widmet sich ihrer größten Leidenschaft: den Skulpturen, Collagen und besonders der Malerei. Die Atelierbesucher haben ihr am Sonntag beim Malen über die Schultern geschaut.
Maria Thurner hat ein besonders Faible für Portraits, ob es die bekannten Schnellportraits von Personen oder Abbildungen von Tieren sind. Die Prägnanz des Blickwinkels und das hintergründige Verständnis des jeweiligen Werkes machen den Gesamteindruck aus.
Maria Thurner hat viele Erdteile bereits und dabei vielseitigste Länderstudien gestaltet. Ob es die Reisen nach Venedig oder Asien sind, alles findet Eingang in ihr künstlerisches Schaffen. Da sie als Liebhaberin der deutschen Lyrik und besonders der Gedichte Morgensterns gilt, konnte sie hier ein Gedicht „auf die Leinwand bannen“.
Christian Morgenstern`s Gedicht:
„Die drei Spatzen“
In einem leeren Haselstrauch
Da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.
Der Erich rechts und links der Franz
Und mitten drin der freche Hans.
Sie haben die Augen zu, ganz zu,
Und obendrüber da schneit es, hu!
Sie rücken zusammen dicht an dicht.
So warm wie der Hans hat`s niemand nicht.
Sie hören alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.
Das Gedicht hat die Künstlerin besonders anregend empfunden das Geschehnis der drei Spatzen „Bauch an Bauch“ zu gestalten. Im hellen Atelier ist unmittelbar neben dem Spatzenbild eine Skulptur des Pinguins mit modernem Handy. Alles ist mit allem verbunden, so Maria Thurner. Die Verbindung der Tierwelt, des Pinguins mit dem Modernen Mobiltelefon, zeigt wie die Entwicklung in der modernen Zeit läuft, aber alles kann man auch künstlerisch festhalten, ob als Skulptur oder als Gemälde. Die Besucher des „Tags des offenen Ateliers“ sind in Straßkirchen voll auf ihre Kosten gekommen. Man wird gespannt sein, was bei den kommenden Kunstausstellungen an weiteren neuen Werken ausgestellt wird.