Beim jüngsten Treffen der historisch interessierten Gemeindebürger konnte Bürgermeister Christian Hirtreiter im neuen Ratssaal des Rathauses die seit acht Jahren engagiert tätigen Gremiumsmitglieder begrüßen (3.8.22). Eingangs konnte sich Roswitha Lorenz vorstellen, die sich künftig neu in dem Gremium mitengagiert und insbesondere in der familiengeschichtlichen Heimatforschung und im Bereich der örtlichen Friedhofskultur ihr Hauptinteresse hat.
Topothek ist eine Bereicherung für die Bevölkerung
Der Hauptreferent des Abends war der Ortschronist der Nachbargemeinde Stephansposching, Thomas Haug, der bereits 2017 zu Beginn der umfangreichen Tätigkeit zu seinem historischen Digitalarchiv „Topothek der Gemeinde Stephansposching“ bei dem Gremium referiert hatte. Für die Teilnehmer war nun nach der fünfjährigen Startphase besonders interessant, wie sich das Digitalarchiv entwickelt hat. Die hoch frequentierte Internetplattform dokumentiert die wechselvolle Geschichte der Gemeinde Stephansposching, die mit ihren vielen Teilorten wiedergegeben wird. „Dieses Onlinearchiv stellt eine öffentliche Plattform dar, auf der historische Fotos, Dokumente, Objekte, aber auch Lebensgeschichten und beschriebene Ereignisse präsentiert werden und so wird die Vergangenheit für einen breiten Personenkreis öffentlich sichtbar gemacht“, so der akribisch arbeitende Stephansposchinger Heimatchronist. In jedem Dokument oder auch in einem privaten Familienfoto stecken viele Informationen zur Zeitgeschichte.
Mit dem digitalen Bildarchiv „Topothek“ werden fotographisch festgehaltene Begebenheiten, Anlässe, landwirtschaftliche Arbeitsweisen, gesellschaftliche Ereignisse, kirchliche Feste, Brauchtum, Handwerk, sowie die Entwicklung der Ortschaften in digitaler Form den nachfolgenden Generationen erhalten. Mit dieser modernen Technik wird den interessierten Menschen ein Blick in die Vergangenheit und ein Eintauchen in frühere Lebensweisen, ermöglicht und ein lokales digitales Gedächtnis geschaffen.
Digitales Gedächtnis
Die Topothek bietet einen großen Vorteil gegenüber herkömmlichen Büchern und Heimatchroniken, so Haug. Sie ist eine lebendige Plattform, die sich durch die Beteiligung der Bevölkerung ständig vergrößern, ergänzen, berichtigen und umgestalten lässt. Es liegt also in den Händen aller Betrachter, die Topothek zu erweitern und somit immer wertvoller zu machen.
Haug berichtete erfreut, dass auch die nahegelegene Marktgemeinde Metten ein derartiges Projekt gestartet hat.
Die neuere Historie und das dörfliche Leben in den 21 Stephansposchinger Gemeindeteile hingegen war bis vor wenigen Jahren weitgehend unerforscht und obwohl es hier viele alteingesessene Familien gibt, die auf reichhaltige Familiengeschichten und Traditionen zurückblicken können, blieben diese kulturhistorischen und heimatkundlichen „Schätze“ meist in den privaten Archiven verborgen. Diese „Reichtümer“ für die Nachwelt zu erhalten ist das Bestreben von Thomas Haug. Der viele ehrenamtliche Stunden in seine Tätigkeit investiert und unermüdlich alle Veränderungen in seiner Heimatgemeinde dokumentiert.
Markante Charaktere des Ortsleben verewigt
„Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte hat es immer wieder weitreichende Veränderungen gegeben. Vieles wurde von Generation zu Generation meist nur mündlich überliefert und man merkt, dass sich so manches mit der Zeit verliert oder in Vergessenheit gerät“, bekräftigte Haug.
Die Industrialisierung hat im Laufe der Zeit vieles verändert, so sind Mühlen, Gasthäuser, Kolonialwarengeschäfte und sogar eine örtliche Limonadenfabrik mit der Zeit verschwunden, so der Buchautor. Thomas Haug führte aus: „Die Zahl der Vollerwerbslandwirte ist klein geworden. Neue Häuser und Gebäude sind entstanden. Vieles ist leider dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Prägende und unvergessliche Charaktere vergangener Generationen: Wirte, Pfarrherrn oder Lehrer, sind gegangen und auch die Dorfjugend ist herangewachsen. Die von den Menschen hinterlassenen Spuren für die Nachwelt zu erhalten und öffentlich zugänglich zu halten ist eine wichtige Aufgabe, die Haugs Hauptaugenmerk darstellt. Haug hat daher über 500 Bild- und Geschichtsdokumente neu in die Topothek eingearbeitet und der Fundus wächst beständig weiter.
Es wird somit den Menschen die Möglichkeit unabhängig von Öffnungszeit historisches Material zu sichten und für die eigene Familienforschung zu verwenden. Gerade das familieneigene Material, alte Schriftstücke oder Fotos, aber auch überlieferte Erzählungen, konnten von ihm gescannt und unter Eigentümernachweis veröffentlich werden. Damit wird über die Generationen vom harten und entbehrungsreichen Leben Zeugnis geben.
Jüngere Geschichte ist ebenso wichtig
Gerade auch aktuelle Themen aus den letzten 30 Jahren wie beispielsweise Sportveranstaltungen, Fahnenweihen, Schulfeste, Vereinsjubiläen und Theateraufführungen prägen die jüngere Geschichte und haben daher ihren berechtigten Platz in einer Gemeinde-Topothek. Abschließend stellte Thomas Haug heraus, dass die zur Verfügung gestellten Dokumente eingescannt, bearbeitet, Hintergründe recherchiert und dann auf dieser Plattform veröffentlicht werden, was auch ein Mehrwert für die Eigentümer „historischer Schätze“ sei. Die Originale erhalten die Eigentümer selbstverständlich umgehend wieder zurück, dies sei daher eine gute Möglichkeit auch mit detailreicher fotografischer Dokumentation durch das Festhalten von Entwicklungen in den Siedlungsbereichen die Ortsgeschichte festzuhalten. Denn schon nach wenigen Jahren wissen wenige, wie eine Straßenzug nach der Sanierung oder nach Neu- oder Umbauten ausgesehen hat. Haug stellte anhand von Fotografien die Veränderungen von Gebäuden in Stephansposching, aber auch Entwicklungen in bekannten Familien vor. Anhand eines Feuerwehrfahnenweihenbildes aus den 1920er Jahren konnten die Familienbande zwischen Straßkirchen und Stephansposching anhand der überlieferten Teilnehmernamen Beleuchtung finden.
Straßkirchen hat einen aktiven Historikerkreis
Den Mitgliedern des Straßkirchner Historikerkreises wurde durch Bürgermeister Christian Hirtreiter herzlich für deren heimatgeschichtliches Engagement gedankt. Von mehreren Personen gibt es zahlreiche historische Veröffentlichungen, vor allem zur Ortsgeschichte, die vorbildgebend sind. Die Pflege der Tradition und der Geschichte ist gerade in der heutigen, modernen und immer schnell lebiger werdenden Zeit von enormer Wichtigkeit.