150-jähriges Jubiläum mit Weihe der renovierten Fahne

Die Krieger- und Reservistenkameradschaft Straßkirchen-Haberkofen 1873 e.V. wird am 3. September 2023 im Rahmen des diesjährigen 150-jährigen Vereinsjubiläums die historische Vereinsfahne aus dem Jahr 1926 weihen lassen. Das Jubiläum bindet sich wunderbar in die Straßkirchner Patenschaftstage und die Feierlichkeiten zur guten Zusammenarbeit mit der Patenkompanie des Sanitätslehrregiments „Niederbayern“ im Kalenderjahr 2023 ein.

Zweitältester Ortsverein

Der zweitälteste Straßkirchener Ortsverein blickt auf eine reichhaltige Vereinsgeschichte zurück, welche entsprechend gewürdigt wird. Mehrere Kreiskriegertreffen mit Friedenswallfahrten konnten in den vergangenen Jahrzehnten in Straßkirchen stattfinden. Hierzu nahmen Vereinsdelegationen des Kreisverbandes der Krieger-, Soldaten- und Reservistenkameradschaften 1874 Straubing- Bogen e.V. regelmäßig teil. Aus dem Kreisverband der Krieger-, Soldaten- und Reservistenkameradschaften im Landkreis Straubing-Bogen haben sich neun Vereine zur Teilnahme am ersten Septembersonntag angemeldet. Es werden die Vereinsabordnungen der KSRK Aholfing-Puchhof, KSV Aiterhofen, KuRV Dürnhart, KSK Geltolfing, KuRK Hailing, KuSK Ittling-Amselfing, KSK Ober- und Niedermotzing, KSK Schambach und der KuRV Reißing in der Gäubodengemeinde Straßkirchen erwartet. Die Aufstellung zum Kirchenzug von der Straßkirchner Gäubodenhalle zur Pfarrkirche St. Stephanus findet um 9.30 Uhr statt. Die bekannte Aufhausner Blaskapelle „Toni Schmid“ wird den Kirchenzug aber auch den Jubiläumsgottesdienst um 10.15 Uhr musikalisch umrahmen. Die seit Generationen aktive Blaskapelle umrahmt seit über einem Jahrzehnt alle Festlichkeiten des Straßkirchner Jubelvereins und wird auch den Kirchenzug, den Festgottesdienst und das Totengedenken musikalisch begleiten. Nach dem Festgottesdienst mit dem neuen Pfarrherrn Gerhard Pöpperl wird am Straßkirchner Kriegerdenkmal beim örtlichen Friedhof den Gefallenen, Vermissten und Opfern von Gewalt gedacht.  Nach dem Totengedenken mit Ansprachen erfolgt der Rückmarsch zur Gäubodenhalle vom Straßkirchner Kriegerdenkmal aus. Anschließend findet ein gemeinsamer Mittagstisch mit musikalischer Umrahmung in der Straßkirchner Gäubodenhalle statt.

Reichhaltige Historie und besonderes Denkmal

1873 war der Jubelverein gegründet worden und hat sich durch das besonders schöne im Jahr 1906 aufgestellte Kriegerdenkmal nicht nur im Ortsbild, sondern auch im Dorfleben, über Generationen fest etabliert. Nicht Mut oder Tapferkeit entschieden in den Schlachten, sondern gerade in den Schützengräben mit großen Kanonen, war der Einsatz moderner Waffen und Gerätschaften und auch Giftgas, dem Menschen übergeordnet. Nahezu jede Ortschaft hat ein eigenes „Kriegerdenkmal“ um den gefallen und vermissten Soldaten zu gedenken. Nach fast 80 Jahren Frieden ist für viele insbesondere junge Menschen, gerade nach der friedlichen Revolution 1989, nicht immer die Erinnerung und das Gedenken an die vielen Kriegstoten der kriegerischen Auseinandersetzungen präsent. In den Krieger- und Veteranenvereinen im Landkreis sind nur noch wenige Kriegsteilnehmer aus dem 2. Weltkrieg am Leben. Umso wichtiger ist die Erinnerungsarbeit in den Gemeinden. In Straßkirchen wurde im Jahrzehnt vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs im Gedenken an die schlimmen Ereignisse davor im Jahr 1906 das nun seit 117 Jahren bestehende Denkmal im Straßkirchner Ortszentrum errichtet.

Denkmal steht am 3. Platz

Heutzutage steht das prägende Straßkirchner Denkmal (ein Fußsoldat mit Gewehr) am mittlerweile dritten Platz. Die Orte sind verändert worden, das Gedenken bleibt. Regelmäßig gedachte man in den Folgejahren den gefallenen und vermissten Kameraden an diesem Denkmal. Gerade nach den Grauen des 1. Weltkriegs wurde hier der vielen Opfern gedacht. Der örtliche Krieger- und Veteranenverein übernahm die Erinnerungsarbeit und pflegte die Kameradschaft. Nach der Inflation von 1923 und durch den wirtschaftlichen Notstand des Vereins fand das 50-jährige Gründungsfest nicht termingemäß 1923, sondern erst 1926 statt.

1926 gab es eine neue Vereinsfahne

1926 wurde auch die nun neu renovierte Fahne aus dem Kloster Aiterhofen mit einem fulminanten Fest geweiht. Wie auch während des 1. Weltkriegs ruhte das eigentliche Vereinsleben auch im 2. Weltkrieg. In der Zeit des 2. Weltkriegs fungierte der Ortsgruppenleiter auch als Befehlsgeber im Kriegerbund Straßkirchen. Der alljährliche Kriegerjahrtag (Heldengedenktag) wurde danach immer mehr von den braunen Machthabern dominiert. Wie alle Soldatenvereine wurde auch der Straßkirchner Verein im reichseinheitlichen Kyffhäuserbund eingebunden und „gleichgeschaltet“. Am Ende des 2. Weltkriegs lag wie alles öffentliche Leben auch das Vereinsgeschehen des Kriegervereins am Boden. Erst 1951 erteilte die amerikanische Militärregierung die offizielle Genehmigung zur Neuzulassung der Krieger- und Soldatenvereine in Bayern. Bei der Versammlung am 10. November 1951 im Gasthaus „Zur Post“ traten 160 ehemalige Soldaten spontan als Mitglieder bei. Unter neuer Führung begann der Krieger- und Soldatenverein wieder verschiedene Veranstaltungen zu planen, sowie die seither jährlich stattfindenden Veranstaltungen: u. a. „Kriegerjahrtage“ mit Totengedenken durchzuführen.  Der Verein „Krieger- und Reservistenkameradschaft Straßkirchen-Haberkofen 1873 e.V.“ pflegt die gemeindliche Patenschaft mit den militärischen Einheiten der Gäubodenkaserne und hält die Kameradschaft hoch.

Traditionspflege ist wichtig

Die Traditions- und Kameradschaftspflege der ehemaligen Soldaten ist dem Verein ein Anliegen. Besonders ist die Anbindung der Reservisten an die jetzt in der Gäubodenkaserne angesiedelten Sanitätseinheiten wichtig. Der Straßkirchner Kriegerverein mit seinen derzeit 68 Mitgliedern kann daher auf ein gedeihliches 150-jähriges Bestehen zurückblicken. Um den Nachwuchs des Traditionsvereins zu sichern war auch die Umbenennung des Krieger- und Soldatenvereins in Krieger- und Reservistenverein vor einigen Jahren vollzogen worden.

Mit Stolz wird die Fahne getragen

Die in der Fahnen- und Paramentenstickerei der Franziskanerinnen von Aiterhofen restaurierte wunderschöne Fahne des Krieger- und Reservistenvereins Straßkirchen-Haberkofen 1873 e.V. wird mit Stolz bei Umzügen, Prozessionen, Beerdigungen und anderen feierlichen Anlässen getragen werden. Beim Betrachten der in zeitloser Schönheit gestalteten historischen Fahne kann man die Gestaltungsfreude, die Frömmigkeit, die Heimatliebe und auch die Kreativität erahnen, wie sich die Stickerinnen über 300 Stunden (überlieferte Arbeitszeit bei der Erstellung 1926) konzentriert der mühevollen Arbeit widmeten. Die Finanzierung der Restaurierung war ein Kraftakt für den heutigen Traditionsverein und zeigt, dass was die Großväter hoch erachteten, den Enkeln auch heute noch sehr wichtig ist.

Foto – siehe unten:

Das Straßkirchner Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1906 erinnert nicht nur an die Opfer der Gewalt sondern ist auch ein markanter Punkt im Ortsbild. 1906 errichtet, steht es nach dem 1. Errichtungsort bei der Pfarrkirche, dann auf dem Grundstück des heutigen Feuerwehrhauses, nun mit dem Friedhofsvorplatz bereits an der dritten Stelle, seit der Ersterrichtung.

Foto:

Das markante Bildnis „Herz Jesu“ war gerade bei der ersten Weihe der Fahne am Sonntag, 20. Juni 1926, da der damalige Papst Pius XI. im Vorjahr der Weihe die Anordnung der jährlichen Weihe der Menschheit an das Heiligste Herz Jesu bekanntgegeben hatte, von enormer Bedeutung. In der Abbildung auf der Fahne ist die Straßkirchner Pfarrkirche St. Stephanus und ein halbliegender Fußsoldat mit Gewehr, Tornister (Rucksack) und Helm besonders schön gestaltet. Ein Ausschnitt der restaurierten Fahne zeigt dies anschaulich.