Aus Anlass des Abschlusses des ersten Abschnitts der Straßkirchen Pfarrkirchensanierung mit Sanierung des Glockenstuhls war Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer am Mittwoch, den 26. November 2025, in den Gäuboden gekommen um die Segnung des Glockengeläuts der historischen Kirche zu gestalten. Mit einem Finanzaufwand von über 1,5 Mio. Euro wurde der Kirchturm, das entsprechende Mauerwerk und das Innenleben des Kirchturms saniert. Besonderen Aufwand erforderten die Sanierungsarbeiten im Turm, dem Läutwerk und der Kirchenglocken. Die Gesamtmaßnahmen der Sanierung wurde durch das Straubinger Architekturbüro „hiw architekten gmbh“, Alexander Weny, betreut. Der Nachholbedarf im Bereich der Pfarrkirche St. Stephanus und dem imposanten Kirchturm mit Läutwerk war enorm und sehr kostspielig. Die Diözese Regensburg hatte im Zuge der Voruntersuchungen den Glockensachverständigen Gerhard Hackl mit der Erstellung eines Gutachtens über den Zustand der gesamten Läuteanlagen beauftragt. Darin wurde festgehalten, welche Maßnahmen man zeitnah und welche in einiger Zeit umzusetzen sind. Durch die eingebundenen Firmen war die Sanierung gestartet worden. Über mehrere Wochen war der fast 50 Meter hohe Kirchturm direkt an der Bundesstraße bis zur Turmspitze eingerüstet. Zum Erhalt der Glocken und der Läuteanlagen liefen Reparaturen und umfangreiche Sanierungsarbeiten sowie Reparaturen auch in Österreich. Der Straßkirchner Turm mit Läutwerk besitzt fünf Glocken, die es galt wieder künftig in vollem Klang ertönen zu lassen und vor Korrosion zu schützen. Gleichzeitig wurde auch das fast zwei Meter große Metallkreuz mit Messingkugel der Turmspitze neu vergoldet und bereits im Oktober 2025 mit einer „Zeitkapsel“ versehen neu installiert. Für die Sanierung der Glocken wurden zuerst alle Klöppel demontiert, die teilmechanische Steuerung mit Elektronik vorbereitet und Maße genommen. Die Klöppel haben sich mit den Jahren alterstypisch stark eingeschlagen. Die schadhafteste Glocke wurde nach Innsbruck zum Schweißen und zur Reparatur in die „Glockengießerei Grassmayr GmbH“ transportiert und kam Anfang Oktober in einem großen LKW in die Gäubodengemeinde zurück. Neben einem weiteren Jochhalteeisen für die fünf Glocken war auch der komplette Antrieb der Glocken zu erneuern (Steuerung, Motor, Kette). Gerade die Reparatur und das Schweißen des großen Risses der ältesten Glocke war ein schwieriges Projekt, da es galt die angebrachten Figuren der Glocke zu erhalten. Das ganze Bauprojekt mit Sanierung der Glocken war extrem umfangreich, denn es waren auch von der Regensburger Turmuhrenfirma „Rauscher“ die elektrischen Arbeiten, Sanierungen, Anpassungen und Feinarbeiten im Turm bis zum Abschluss in der Sakristei an der Hauptsteuerung zu erledigen.
Über Jahrzehnte hinweg läuteten fünf Glocken der Pfarrkirche St. Stephanus und vermittelten Heimat, Identität, aber riefen vor allem die Straßkirchner Katholiken zum Gebet.
Fünf Glocken läuten wieder
Es befinden sich nun wieder fünf Glocken im Turm. Zwei davon wurden 1948 von dem Regensburger Karl Hamm gegossen und zusammen mit der nun im Sommer 2025 komplett sanierten Straubinger Glocke vom Glockengießer Johann Florito aus dem Jahr 1764 nach der Rückkehr aus einem Hamburger Kriegslager am 11. September 1948 von Weihbischof Josef Hiltl geweiht. 1960 wurde die fünfte Glocke, welche dem Hl. Isidor geweiht ist, als Sterbeglocke von dem honorigen Straßkirchner Bürger Isidor Freundorfer gestiftet. Hierfür wurde ein zweites Eichengebälk eingezogen und die im „H-Ton“ befindliche Isidorglocke verbesserte das gesamte Klangbild mit der schönen H-Tönung. Die sogenannte „Elf-Uhr-Glocke“, welche dem seligen Bruder „Konrad von Parzham“ geweiht ist, stammt vom Landshuter Glockengießer Hahn und hat ein Gewicht von sieben Zentnern. Die schwerste Glocke, die Stephanus-Glocke, mit 32 Zentnern Gewicht übertrifft die nun vollständig erneuerte Florito-Glocke mit 1000 Kilogramm bei weitem. Seit fast 500 Jahren läuten in Straßkirchen Glocken für Gott und die Welt. Doch mit der Zeit war an einigen Teilen der Glocken und der Läuteanlage der Verschleiß stark aktiv. Gerade die dringlich nötigen Sanierungsarbeiten an der Pfarrkirche hatten dem seit September 2023 in Straßkirchen tätigen Seelsorger Gerhard Pöpperl schwer zu schaffen gemacht. Die Anbringung des neuen Kupferdaches lief zur Freude von Pfarrer Gerhard Pöpperl planmäßig und die über 1000 Kilogramm schwere Glocke aus dem Jahre 1764, welche von dem Straubinger Florito gegossen wurde, kam unfallfrei von der Reparatur aus Innsbruck zurück.
Läutwerk war besonders marode und man konnte nicht auf die Turmspitze gehen
Vor Jahrzehnten, war es ein Vorrecht der alljährlichen Erstkommunionkinder nach dem Erhalt der Erstkommunion den Kirchturm besteigen zu dürfen und den wunderbaren Ausblick über den Gäuboden und den bayerischen Vorwald zu genießen.
Seit mehreren Jahren war diese „Turmbesteigung“ nicht mehr möglich, den sowohl die Holztreppenstufen, als auch die Zugänge im oberen Turmbereich waren morsch. Das Läutwerk war sehr marode und die Begehung bis zur Turmspitze ungesichert nicht möglich. Die Glockensanierung war daher dringlich zu bewerkstelligen.
Als Vorarbeiten war im Juli 2025 zunächst ein Loch im Turm freigelegt worden, sodass die zweitschwerste Glocke über einen Autokran unter starker Beteiligung der Straßkirchner Bürgerschaft aus dem Turm gehoben werden konnte. Nach der Sanierungszeit, kam pünktlich zum Beginn der Einbauarbeiten im Läutwerk die älteste Glocke der Kirche „St. Stephanus“ an ihren Ursprungsort zurück.
Neue Glockentönung verbessert das Klangbild
Die weitere Baukonstruktion wurde wegen Schäden in der Unterkonstruktion von Grund auf saniert. Es wurden die Schallfenster und die Innenkonstruktion des Läutwerks erneuert. Das Klangbild von Kirchturmglocken hängt nicht nur von der „Gewalt und der Tönung der Glocken“ ab, auch die Schallfenster haben enormen Einfluss auf den Klang der Glocken. Ein Schallfenster ist eine große, mehrteilige Öffnung im Kirchturm, durch die der Klang von Kirchenglocken nach außen dringt. Die komplett erneuerte neue Kupfereindeckung strahlt nun nach Maßnahmenabschluss vom Turm über die Dächer der Gemeinde Straßkirchen und das Glockenläuten wird nun nicht nur die Zeit, sondern auch viele Festlichkeiten ankündigen. Um die Kosten von eineinhalb Millionen Euro decken zu können, ist die Pfarrei neben Zuschüssen auf die Unterstützung durch Spenden angewiesen.
Regensburger Bischof freute sich
Bischof Voderholzer kam am 26.11.25 nach Straßkirchen um die Segnung des Vollgeläuts in der Pfarrkirche St. Stephanus mit einer Dankliturgie einzuleiten. Bei der Dankliturgie hob der Diözesanbischof hervor, dass die Glocken jedes Katholiken von der Taufe bis zur Beerdigung ständiger Begleiter sind.
Das Regensburger Bistumsoberhaupt bekräftigte auch, dass nach dem Start im Jahr 2008 mit den Vorgesprächen für die Sanierung nun nach 18 Jahren die Sanierungen abgeschlossen sind. Bislang sind die zwei Bauabschnitte genehmigt: „Sanierung Turm“ und die dringlich nötige „Sanierung Sockelbereich, Drainage und Entwässerung.“ Beide Maßnahmen umfassen Kosten in Höhe von über 1,5 Millionen Euro (Gesamtkosten der Bau-Kostengruppen 100-700). Der Beginn der Sockelsanierung ist im Frühjahr 2026.
Im Anschluss an die Dankliturgie erfolgte eine feierliche Prozession vom Vorplatz des Rathauses und dem ersten feierlichen Vollgeläut nach der soeben beendeten Kirchturmrenovierung unter starker Beteiligung der Bevölkerung in die Pfarrkirche. Hier wurde mit einem „Te Deum“ und einer Kindersegnung der offizielle Teil des Festtags abgeschlossen.
Klang in fünf Stimmen überzeugte
Das nunmehr fünfstimmige Geläut konnte klanglich voll überzeugen. So wurden die teilautomatischen Steuerungen für die Glocken in der Sakristei ebenso auf modernste Technologie umgestellt und diese Maßnahmen bewirkten zusammen mit den Reparaturen eine eindrucksvolle Klangverbesserung.
Der noch anstehende dritte Bauabschnitt „Kirchenschiff“ wird demnächst in Angriff genommen. Das Kostenvolumen für die dringlichst nötigen Sanierungen im Hauptkirchenschiff, vor allem im Hinblick auf Feuchtigkeitsschäden, liegt in einem höheren Kostensegment
Für die Reparatur der „Läutmaschinerie“ gaben großherzige Spender bereits einiges dazu. Auch Bürgermeister Christian Hirtreiter, der sich seit vielen Jahren die nun begonnen Arbeiten innigst wünschte, freute sich: „Es ist eine große Freude, dass nun wieder das volle Geläut erklingt – die akustische Visitenkarte der Gemeinde. Auch der betreuende Straubinger Architekt Alexander Weny stellte heraus: „Einer unserer Schwerpunkte ist der Erhalt des kulturellen Erbes in unserer Heimat, und dazu zählen die Kirchen sowie die dazugehörigen Kirchenglocken“.
Investment für die kommenden Generationen
Bei dem Termin zum „ersten Vollgeläut“ der Glocken war Pfarrer Gerhard Pöpperl sehr froh, dass in Straßkirchen vieles schnell vorangeht. Wie durch ein Wunder konnte die älteste Straßkirchner Kirchturmglocke unversehrt nach dem Krieg wieder nach Straßkirchen zurückgebracht werden und versah fast 80 Jahre ihren Dienst und wird sicherlich nun auch im „Gleichklang mit den vier weiteren Straßkirchner Glocken“ auch die kommenden Generationen erfreuen. Pfarrergemeinderatssprecherin Ingrid Gritsch, Kirchenpfleger Georg Muhr und fast 200 Menschen waren voll des Lobes über den schönen Klang der Glocken. Kirchenpfleger Georg Muhr und Pfarrgemeinderatssprecherin Ingrid Muhr mit den Mitgliedern der entsprechenden Gremien freuten sich über die gute Beteiligung beim Festtag.

Der Straßkirchner Kirchturm St. Stephanus beim ersten Vollgeläut mit dem strahlenden Kupferdach nach dem abgeschlossen ersten beiden Bauabschnitten der Straßkirchner Pfarrkirchensanierung. Das Kupferdach strahlt besonders bei Sonnenschein schön. Gerade die Schallöffnungen haben besonderen Einfluss auf den Klang der Glocken. Auch das Ziffernblatt der Turmuhr wurde saniert.

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer (Bildmitte mit Bischofsstab) bei der Segnung bzw. bei der Dankliturgie beim Gruppenbild in der Pfarrkirche St. Stephanus mit Architekt Alexander Weny (1. Reihe 2. v. re.), Glockenbausachverständigen Gerhard Hackl (1. V. re.), Pfarrvikar Loxley (3.v.re.), Diakon Peter Nickl (2. Von 3. Reihe) Bürgermeister Christian Hirtreiter (1. Reihe, 1. von links) und Pfarrer Gerhard Pöpperl (3. Reihe, 1. Von links)

Die Innsbrucker Firma „Grassmayr Glockengießerei GmbH“ hat höchste Handwerkskunst bei der Reparatur der 1000-Kilogramm schweren Florito-Glocke an den Tag gelegt und auch das Klangbild überzeugte nachhaltig. Die neu renovierte Glocke fügt sich wieder wunderbar in das Quintett der Straßkirchner Kirchturmglocken ein und läutet wie in den vergangenen Jahrhunderten mit eindrücklichem Klang, wie sich die anwesenden fast 200 Menschen überzeugen konnten.

Gerade bei sonnigem Wetter kommt das imposante Kirchengebäude mit derzeit leuchtendem Kupferdach voll zur Geltung.

Gerade in den obersten Segmenten des fast 50 Meter hohen Straßkirchner Kirchturms – hier im Bild die Tumrkranzebene – waren enorme Holzausbesserungsarbeiten nötig.